Von der Urskizze zur bestmöglichen Form

Von der Urskizze zur bestmöglichen Form

Sie arbeiten von Hand und jedes produzierte Stück ist ein Unikat: Die Designer von herr.lucas entwerfen und fertigen Lifestyle- und Büroaccessoires aus Beton. Eine erste Idee, eine schnelle Zeichnung, eine spezielle Mischung aus Sand, Zement und Wasser in Form gegossen – und es entsteht ein Windlicht, Stifthalter, Eierbecher oder die Produktstudie eines Beistelltisches, stets in reduzierter Optik und mit einzigartiger Haptik. Das ist noch echtes Handwerk in nahezu ausnahmslos digitalen Zeiten...  

Berührung mit Beton hat Luis Lucas – neben Christian Herr Gründer von herr.lucas – allein schon berufsbedingt. Der Architekt und Geschäftsführer von Lucas Architekten und Generalplaner setzt bei seinen Entwürfen für den Wohn- und Gewerbebau immer wieder auf die Flexibilität und Gestaltungsvielfalt des Baustoffs. Zum 25-jährigen Firmenjubiläum (2015) wollte Lucas Geschäftspartnern und Bauherren neben der üblichen Broschüre ein besonderes Präsent überreichen: Es sollte selbst entworfen und hergestellt sein und einen Bezug zum Thema Bauen haben. Für den Entwerfer naheliegend, das kleine Geschenk aus Beton herzustellen. Ideen hatte er zwar viele, nur war die Umsetzung ungewohnt, da er als Architekt bei seinen Projekten aus Beton in vielen Dimensionen denkt und plant. Von Christian Herr wusste Lucas, dass dieser bereits Erfahrungen mit der Herstellung von Betonmöbeln hat. Daraus entstand die Idee zur weiteren Kooperation, zumal sich beide gut ergänzen: Klassisches Entwerfen mit Skizzenpapier und Modell trifft hier auf die Beherrschung der digitalen Möglichkeiten. Herr ist von Haus aus Wirtschaftsinformatiker sowie Unternehmensberater. So bringt er neben vielen Ideen für neue Betonaccessoires auch den entsprechenden Geschäftssinn mit – gute Voraussetzungen für Verhandlungen mit potenziellen Kooperationspartnern.  

Beton – ehrliches Material mit samtweicher Oberfläche

„Mit Beton lassen sich unsere Entwürfe leicht umsetzen und in Kleinserien produzieren. Es gibt kein anderes Material mit dem dies so unkompliziert möglich ist“, erklärt Luis Lucas die Wahl des Materials. Christian Herr begeistert die Ehrlichkeit und Schlichtheit des Baustoffs. Mögliche Farbabweichungen oder Lufteinschlüsse stören ihn nicht, im Gegenteil: „Das ist gewollt und unterstreicht die individuelle Note. Außerdem fühlen sich unsere Accessoires samtweich an. Wie bei allen naturbelassenen Produkten nimmt jedes Exemplar später eine eigene Patina an und verändert sein Aussehen im Laufe der Zeit. Wir wollen, dass das Material in Würde altert.“ Die ersten Entwürfe fielen noch ziemlich stumpf und dunkel aus und passten so gar nicht zu dem angestrebten reduzierten Design in zeitloser Form. So war learning by doing das probate Mittel auf dem „betonharten“ Weg zur idealen Rezeptur aus Sand, Wasser, Zement und Zuschlägen, deren spezielle Zusammensetzung die beiden Gründer allerdings unter Verschluss halten. Die erforderliche Urform für die Objekte wird von einem Modellbauer erstellt.  

Das Beste ist immer einfach

Bei den Entwürfen lassen sich die beiden davon inspirieren, was ihrer Erfahrung nach „so noch nicht gestaltet worden ist, aber mit Beton möglich wäre“, so etwa eine Neuinterpretation des klassischen Windlichts. Dabei orientieren sich herr.lucas an den 10 Thesen von Dieter Rams über gutes Produktdesign. Diese besagen z.B., dass gutes Design innovativ, nützlich, ehrlich, langlebig, umweltfreundlich und ästhetisch sein soll – und eben so wenig Design wie möglich. Oder frei nach dem Motto des Architekten Heinrich Tessenow: „...das Einfache ist nicht immer das Beste; aber das Beste ist immer einfach.“ Luis Lucas erstellt seine Entwurfsskizzen nicht mit dem Computer, sondern ganz schlicht per Hand, Stichwort Urskizze: Architekt Hans Scharoun hatte seine Entwürfe für die berühmte Berliner Philharmonie auch alle per Hand festgehalten. Später indes plagte sich eine Heerschar von Bauzeichnern damit, diese flüchtigen Darstellungen Scharouns in geregelte Maße und Proportionen auf Papier zu transferieren. Sonst hätte das kühne Bauwerk aus Stahl, Eisen, Beton gar nicht realisiert werden können.  

Ganz so dramatisch sind die Dimensionen bei herr.lucas nicht. Aber der aufwändige Produktionsweg – von der ersten Idee, den Handskizzen über die Erstellung von Modell und Schalung bis hin zum Guss – beweist Liebe zum Detail und die Entschlossenheit der beiden Gründer. Und so bestehen bereits erste Kooperationen mit designinteressierten Partnern, auch diverse Auftritte auf Möbel- und Designmessen sind geplant. „Wir sind schon gespannt auf das direkte Feedback der Endverbraucher“, sagt Christian Herr.

Autor: Ute Latzke

 

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